"Beim Bergdoktor ist es ja auch immer so schön." „Wo ist denn der Bergdoktor“, frage ich meine Freundin und oute mich damit ganz offensichtlich als TV-Serien-Banause. Das markante Massiv des Wilden Kaisers ist aber nicht nur märchenhafte Serienkulisse, sondern ein wahres Kletter- und Wanderparadies im Herzen Tirols. Also machen wir uns mit drei Mädels auf, um diese Region auf einer dreitägigen Bergwanderung zu erkunden.
Bergidylle pur – Genuss und aktive Erholung
Wir verbringen eine Vornacht in Going, um nach der langen Fahrt ausgeruht und gestärkt auf unsere Unternehmung zu starten. Nach dem Frühstück und einem letzten Ausrüstungscheck geht es schließlich los. Das Wetter ist sommerlich warm und so können die langen Sachen direkt im Rucksack bleiben. Zunächst durch Wald mit schweißtreibenden Anstiegen geht es hinauf zu blühenden Almwiesen auf denen die Almkühe genüsslich grasen. Hier eröffnet sich ein unglaublich schöner Ausblick: Kitzbühel und St. Johann, dazwischen das Kitzbüheler Horn sowie ein wunderbares Bergpanorama auf die Kitzbüheler Alpen und die Hohen Tauern. Das ist Bergidylle pur! Der Alltagsstress ist da ganz schnell Geschichte, Genuss und aktive Erholung machen sich bereit.
Cache gefunden – Mission erfüllt
An der Ackerlhütte legen wir eine Rast ein, bevor es über das Baumgartenköpfl weitergeht. Neben dem Gipfelkreuz finden wir das Bergsteigergrab des „Wiesner Much“. Wir halten kurz inne und können bei dem Ausblick verstehen, dass er sich dieses Fleckchen als letzte Ruhestätte aussuchte. Am Nachmittag erreichen wir die Gaudeamushütte, unser erstes Etappenziel. Auf der Sonnenterrasse genießen wir erst einmal eine kühle Erfrischung und den leckeren, hausgemachten Kaiserschmarrn. Die Mission ist für den ersten Tag aber noch nicht erfüllt. Unter uns eine begeisterte Geo-Cacherin müssen wir nochmal los. Die Wanderschuhe längst gegen Flipflops getauscht gehen wir wieder einige Höhenmeter nach oben, um dort unter Steinen und in Ritzen und Löchern zwischen den Felsen nach dem Cache zu suchen. Es dauert eine Weile, aber schließlich werden wir fündig und können den Abend in aller Gemütlichkeit ausklingen lassen.
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Schlechtwetter droht, wir müssen weiter
Am nächsten Morgen setzen wir unsere Wanderung über den Adlerweg fort. Da der heutige Weg lang und eine Gewitterfront für den Nachmittag im Anzug ist, brechen wir früh auf, um unser Tagesziel möglichst trocken zu erreichen. Meist geht es über schmale Pfade durch schattenspendenden Wald. An den Schotterkaren und über die flachen Latschen entlang der Baumgrenze genießen wir aber immer wieder schöne Ausblicke ins Tal, auf den Hintersteiner See und auf die umliegende Bergwelt. Die schroffen Gipfel und Pfeiler des Wilden Kaisers thronen über uns und bieten immer wieder tolle Fotomotive. Das nahende Unwetter bereits im Blick erreichen wir die Walleralm und haben sogar noch die Zeit zum Gipfelkreuz des Kreuzbühel aufzusteigen, von dem wir einen sehr schönen Blick ins Inntal haben. Zurück zur Walleralm sind es nur wenige Minuten und wir erreichen die urige, über 350 Jahre alte Stöffelhütte gerade rechtzeitig vor dem Platzregen.
Drei Mädels allein auf der Hütte...
Wir sind die einzigen Übernachtungsgäste und uns wird die gesamte Hütte erklärt. Ich stelle mir noch die Frage, warum ich wissen muss, wo sich in der Gaststube die einzelnen Lichtschalter befinden. Kurze Zeit später beim Abendessen – das übrigens hervorragend ist – wissen wir es: die Wirtsleute fahren nach Hause ins Tal und wir bleiben allein auf der Hütte zurück. In der gemütlichen Gaststube spielen wir Kniffel, kosten den selbstgebrannten Gin des Hüttenwirts und verfolgen das Viertelfinalspiel Deutschland – Italien der Fußball-Europameisterschaft im Radio. Das Spiel ein Klassiker, gegen Spielende immer noch 1:1 Unentschieden und dann wird es plötzlich dunkel und still. Der Generator ist aus! Es werden Schalter gedrückt, Sicherungen betätigt und alle Winkel der Hütte durchsucht... keine Chance. Also Kerzen anzünden und über Handy – die Verbindung ist lausig – zumindest einen Live Ticker zur Alpine Welten Basisstation herstellen, um zu erfahren wie das Spiel ausgeht. Es gibt Verlängerung, die Akkus sind schon fast leer, und dann auch noch Elfmeterschießen. Jetzt kommen die beiden Powerbanks meiner Freundin zum Einsatz, über die wir uns bereits am Vortag lustig gemacht haben als es darum ging, was jeder so in seinem Rucksack hat. Deutschland gewinnt und wir verbringen einen Abend, an dem sehr viel gelacht wird – drei Mädels allein auf der Hütte halt...
Schlussetappe nach Kufstein
Es ist nicht mehr ganz so heiß wie an den beiden Tagen zuvor – ideal zum Wandern also. Auf unserer letzten Etappe geht es in stetigem Auf und Ab über Almwiesen und durch kühle Waldstücke übers Hochegg vorbei an der Kaindlhütte. Wir entdecken die kleine Steinbergalm wo wir von Maria backfrische Brezeln und frische Milch serviert bekommen. Auf dem Gamskogel tragen wir uns zum Abschluss unserer Tour ins Gipfelbuch ein und erreichen über verschlungene Waldwege die Brentenjochalm. Mit dem Kaiserlift fahren wir ins Tal nach Kufstein wo unsere Wanderung endet.
Die Fakten zur Wanderung am Wilden Kaiser
Die dreitägige Bergwanderung entlang der Südseite des Wilden Kaisers ist eher genussvoll und erfordert keine sportlichen Höchstleistungen. Daher ist sie auch sehr gut für Wandereinsteiger geeignet. Es gibt keine ausgesetzten, versicherten oder absturzgefährdeten Stellen auf der Tour. Kondition für Gehzeiten bis 6 Stunden und 850 Höhenmeter pro Tag mit gepacktem Rucksack sowie etwas Trittsicherheit müssen allerdings mitgebracht werden.
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