#reisen
Veröffentlicht: 21.01.2022
Autor: Lukas Hörz

Skitouren in Sibirien -

Ein Powdererlebnis der Extraklasse

 

 

Den perfekten Skitourenauftakt inmitten der tief verschneiten sibirischen Landschaft hatten wir im Kopf, als wir uns erstmals mit der Ausarbeitung dieser neuen Tour auseinandersetzten. Dass das Ergebnis gut wird hatten wir bereits erwartet, das unsere Erwartungen aber noch weit übertroffen werden war uns zu diesem Zeitpunkt noch nicht klar. Doch warum eigentlich gerade Sibirien, wenn andere Regionen doch deutlich einfacher zu erreichen sind? Ganz einfach, weil Powdern in Sibirien einfach ganz anders ist. Wer es nicht glaub sollte es ausprobieren - Glückgefühle garantiert!

 

Diese Highlights erwarten Dich bei einer Skitourenreise nach Sibirien:

 

  • 2 traumhafte Tourenskiregionen am Baikalsee und in der Luzhba
  • Gebietswechsel mittels der einzigarigen transsibirische Eisenbahn
  • Durch kurze Anstiege Möglichkeit für ca. 12.000 Hm in 2 Wochen
  • Sensationell guter und immer natürlich gekühlter Wodka
  • Teperaturen durchgehen um die -20 Grad
  • Powdergarantie schon im Frühwinter
  • Unglaubliche hohe Gastfreundschaft

Ein amüsant / ehrlicher Reisebericht von Christian M.

Vor der Buchung – Sibiren? Warum eingentlich nicht!

Ich glaube es war tatsächlich nur das Wort „Sibirien“ dass mich neugierig gemacht hat, als ich mal wieder auf der Webseite von Alpine Welten nach neuen Ideen gesucht habe. Ein längeres Telefonat mit Hans, Geschäftsführer von Alpine Welten und später auch mein Guide bei dieser Tour, bei dem erstmal nur die begeisternden Schlagworte: legendärer Schnee, Explorertour, Abenteuer, Einsamkeit, „bin auch dabei“ und Wodka hängengeblieben sind, hat mich dann schnell überzeugt, und so haben wir, meine Frau Susanne, unser 24-jähriger Sohn Dominik und ich, sowie unser Freund Hans mit seiner Tochter Laura im Sommer 2020 schnell gebucht.

Verschiebung durch Corona – erste Fragen und auch Zweifel!

Mit der Wartezeit, die sich durch Corona nochmal um ein ganzes Jahr verlängert hat, kamen durchaus, bei aller Vorfreude, auch die ein oder anderen Bedenken auf: Kälte, Komfort, Essen..., welches Material mitnehmen und was machen, wenn was kaputt geht? Was wird uns vor Ort erwarten und ist es wirklich das was wir uns vorstellen? Aber dazu später..

Endlich grünes Licht

Dann geht es Anfang Dezember 2021 endlich los. Nach dem Flug über Moskau nach Irkutsk werden wir am Flughafen von unseren beiden kirgisischen Bergführern Nikolai und Sergej herzlich willkommen geheißen. „Sergej, do we have time for a coffee?“ „Warum nicht?!” ist seine Antwort auf deutsch und diese Worte werden wir noch öfter hören....

Nach einem gemeinsamen Großeinkauf geht es mit dem Kleinbus am Baikalsee vorbei ins Mamai-Tal.  Skidoos bringen die Verpflegung und unser Gepäck voraus und wir steigen mit Stirnlampen ca. 2 Stunden zu einer kleinen Holzhütte auf, die für die erste Woche unsere Unterkunft sein soll. Im Erdgeschoß ein großer Tisch, eine kleine Küche und ein warmer Holzofen, unterm Dach der Schlafraum, in dem wir unsere Isomatten aufbauen. Erster wichtiger Tipp: Ohropax – denn mindestens einer schnarcht immer....

Das klingt eng, ist es auch. Strom gibt es auch nur ein paar Stunden am Tag, wenn der Generator läuft, absolut kein Handyempfang, Wasser muss vom nahen Fluss geholt werden und das „S...haus“ ist ein kleines Zelt, ca. 15 m entfernt im Wald. Aber - der Ofen macht herrlich warm, Katja, unsere Köchin, verwöhnte uns zu jeder Gelegenheit mit bester russischer Hausmannskost, die Sauna, (russisch Banja) in der Nachbarhütte mit Wasch- und Bademöglichkeit ist eine wahre Wohltat nach den Skitouren und natürlich tut auch der Wodka das seine dazu, dass wir uns die ganze Woche bestens versorgt fühlen und ein Abend lustiger als der andere endet. Und irgendwie schweißt die Enge auch die Gruppe zusammen.

Von der Hütte aus geht es täglich in alle Himmelsrichtungen in ideales Skitourengelände, weite Hänge, lichte Waldabfahrten durch Birken und sibirische Kiefern, herrliche Blicke auf den Baikalsee und toller Schnee - weil es halt auch kalt ist - und damit zurück zu den Bedenken vor der Tour. Ja, es ist kalt, bis minus 25 Grad, aber mit entsprechender Kleidung, warmer Merinounterwäsche, Fäustlinge zum Abfahren und Wärmepflaster auf den Zehen ist das für alle in der Gruppe kein Problem. Man bewegt sich und die Kälte ist auch sehr trocken, selbst bei minus 20 Grad ist kein Atem zu sehen.

„Sergej, can we ride this steep couloir“ or „Sergej, can we go there again“ die Antwort könnt Ihr Euch denken: „Warum nicht?!“ und so kommen wir an manchen Tagen auch auf gute 1800 hm, wobei es durch das luxuriöse Verhältnis von 3 Bergführern auf 8 Gäste jederzeit möglich ist, zur Hütte zurückzukehren, wo Katja schon immer mit einem kühlen Bier und einer warmen Suppe wartet.

Gebietswechsel – Aufbruch ins neue Unbekannte

Mit ein bisschen Wehmut, es hat wieder die ganze Nacht geschneit, verlassen wir nach einer Woche die Hütte und fahren nach einem russischen „Picknick“ am Baikalsee mit eiskaltem Wodka, würzigem Speck und frischem Brot zurück nach Irkutsk, wo wir nach einem leckerem Abendessen und einem kurzem Stadtrundgang in die Transsibirische Eisenbahn einsteigen, um dort die nächsten 36 Stunden zu verbringen.

Irgendwie kommt es mir nach der doch anstrengenden ersten Woche wie ein bisschen „Wellness auf der Schiene“ vor: mal keine Bewegung, Zeit zum Nachdenken, Bilder sortieren und Blasen verpflegen, heißer Tee, der im Abteil serviert wird, täglich drei Mahlzeiten im Speisewagen, bequeme Betten in unseren 4-er Abteilen und immer wieder Internet....und so sind die 36 Stunden dann auch schnell vorbei und wir kommen in Nowokusnezk an.

Die Stadt bietet als Industrie und Arbeiterstadt mit ca. 600 Tsd. Einwohnern zwar keine touristischen Highlights, aber ein ausgiebiger Bummel durch eine große Einkaufsmall, durch einen Weihnachtsmarkt mit Karussellen und vielen Eisständen (bei minus 15 Grad!), durch Plattenbausiedlungen und ein lustiger Barbesuch am Abend geben einen kurzen aber intensiven Einblick in das sibirische Großstadtleben.

Am nächsten Tag um 4.30 Uhr geht es weiter. Gepäck, das wir nicht mehr brauchen, können wir um Hotel lassen. Da kommt nach der Erfahrung der ersten Woche doch einiges zusammen: Neben der Schmutzwäsche das zweite Paar Ski, es reichen die Breiten ;-), den ABS Rucksack (das Gelände, der Schnee und unsere Routenwahl machen ihn meiner Meinung nach verzichtbar), Freizeit- und Wechselkleidung und das zweite Paar Schuhe– die braucht es einfach nicht.

Und so geht mit deutlich leichterem Gepäck wieder zum Bahnhof und nach 4 Stunden Lokalbahn steigen wir in Luzhba aus, einer einsamen Station mit mehreren Holzhäusern, ohne Straßen, mitten im sibirischen Hinterland. Svetlana ist dort unsere Köchin und erwartet uns schon mit einer weiteren leckeren Suppe!

Hier ein paar Worte zu unseren Bedenken zur Verpflegung: Dass wir als überzeugte Vegetarier hier ein Problem bekommen ahnten wir schon irgendwie vorher und das sollte sich auch bewahrheiten. Vegetarische Gerichte gab es weder im Flugzeug, in der Eisenbahn und unsere beiden Köchinnen hätten wir wahrscheinlich tief gekränkt, wenn wir aus Ihren köstlichen Eintöpfen und Suppen das Fleisch aussortiert hätten. Und so haben wir uns auf zwei Wochen Fleischkonsum eingelassen – und es nicht bereut. Das Essen ist wie bei Oma, immer frisch zubereitet, alles wird verwertet, es ist reichlich und einfach mit viel Liebe und Erfahrung gekocht!

Hier in Luzhba ist alles ein wenig komfortabler. Wir haben zwei Hütten mit richtigen Betten, gegessen wird bei Svetlana in ihrer Hütte, es gibt durchgehend Strom und Internet und ein eigenes geräumiges Saunahaus.

„Warum nicht?!“ heißt es mal wieder, als wir fragen, ob wir mal eine typische russische Saunabehandlung erleben können. Und so zeigt uns Svetlana was man mit nassen Birken- und Fichtenzweige, eiskaltem Schnee und glühendem Kohleofen in Russland so macht.

Das Gebiet in Luzhba ist anders, es hat nochmal mehr Schnee, die Berge sind bis zum Gipfel bewaldet und die Abfahrten durch die Wälder zwar in der Regel kürzer aber spektakulär schön und auch steil, so dass hier mit die schönsten Tiefschneebilder entstehen, die bereits in den drei Wochen seit unsere Rückkehr zu zahlreichen neidvollen Kommentaren meiner Skifreunde geführt haben.

Es geht zurück nach Nowokusnezk, wo wir den Abend nach einem gemeinsamen Abschiedsessen im usbekischen Restaurant entspannt im Billardsalon neben dem Hotel beim letzten Wodka ausklingen lassen.

Ein langsamer, nicht ganz leichter Abschied

Am nächsten Tag früh geht’s zum Flughafen und wir verabschieden uns von Nikolai und Sergej. In Moskau angekommen haben wir 6 Stunden Aufenthalt. Reicht das für einen kurzen Trip zum roten Platz? Die Japaner machen das in München doch auch am Vormittag. „Warum nicht?!“ sagen wir uns und denken an Sergej und es passt irgendwie zur Reise, dass auch das wunderbar klappt.

Ein netter Taxifahrer, der uns die Stadt zeigt und wartet, während wir über den zauberhaften Weihnachtsmarkt am roten Platz, an der Kremlmauer entlang zur Wolgau wandern und auf dem Rückweg auch noch Zeit haben um kurz im weltberühmten Kaufhaus Gum eine Vorstellung vom luxuriösen Russland zu bekommen.Pünktlich stehen wir 10 Minuten vor dem Boarding wieder am Gate. Nun geht es endgültig zurück!

 

12.000 hm haben wir in den zwei Wochen bewältigt – eine ideale Vorbereitung für die Saison! Fast wie Rennradfahren auf Mallorca im Frühjahr ;-)

 

Aber ist es in Zeiten des Klimaschutzes in Ordnung nur wegen dem Schnee und dem Sport so weit zu fahren? In Kombination mit der Möglichkeit im Laufe dieser Reise Kultur und Menschen dieses, für mich bis dahin sehr unbekannte Land ein wenig kennenzulernen und zu verstehen, ist es für mich nicht nur vertretbar sondern sogar wichtig. Es bleiben unvergessliche Momente, Bilder und Erfahrungen im Kopf, die man nicht über Medien konsumieren kann, sondern die man selbst erleben muss.

 

Skitouren in Sibirien? Warum nicht?!

 

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