Bei meiner Frau und mir reifte schon seit einiger Zeit der Gedanke, mal wieder eine Treckingreise zu unternehmen und dabei „Höhenluft“ zu schnuppern. So kamen wir auf das Angebot von Alpine Welten und den Ararat – warum nicht einmal Türkei…?! Immer wenn wir im Freundeskreis erzählten, dass es nächstes Jahr zum Urlaub in die Türkei geht, ernteten wir verständnislose Blicke… Ihr und Hotel, Strand, All inclusive…? Die Türkei und vor allem Ostanatolien hat aber viel mehr zu bieten als die typischen Klischees!
Von Frankfurt ging es über Istanbul nach Van, eine 1,5 Mio. Einwohner Metropole am Van See. Am Flughafen in Frankfurt konnten wir schon zwei Mitwanderer kennenlernen, den fünften im Bunde haben wir dann in Istanbul aufgegabelt. In Van angekommen hat uns Norbert empfangen und mit Taxis zum Hotel gefahren. Beim Abendessen und Besprechung des Programmes wurde wir über eine Planänderung informiert, weil das Militär die beiden Berge, die zur Akklimatisierung angedacht waren, gesperrt hatte. Dafür war jetzt unser neues Ziel den Nemrut, einen mit 2.900 m hohen erloschene Vulkankrater und den Suphan mit 4.058 m zu besteigen. Nach einer bequemen Nacht im Hotelbett ging es am Morgen entlang des Van Sees nach Westen.
Norbert macht mit uns noch einen Zwischenstopp, um mit dem Schiff auf die Insel Akdamar zu fahren. Er erzählt uns über die Insel und die Kirche, die darauf steht und wie diese ihren Namen erlangt hat. Martin, ein Mitwanderer und ich, hatten sogar noch Zeit uns nach einem türkischen Kaffee ein erfrischendes Bad im See zu gönnen. Durch die Alkane im See ist die Haut danach „ganz weich“ und es fühlt sich an wie eingeseift.
Weiter ging es bis Tatvan, hier wurde frisches Obst und Gemüse für die nächsten Tage eingekauft. Die Zwischenzeit nutzten wir, um die Moschee anzuschauen und haben dabei gelernt, dass es dort immer öffentliche Toiletten und auch Wasser gibt. Gegen Nachmittag sind wir dann im Nemrut Krater angekommen. Dort schlugen wir unser erstes Camp auf und starteten eine kleine Erkundungstour. Den Abend haben wir am Lagerfeuer gemütlich ausklingen lassen.
Akklimatisierung am Mount Süphan (4.058 m)
Nach unserer ersten Nacht im Zelt ging es früh morgens los auf den höchsten Punkt des Nemrut. Kurz bevor wir den Pass erreichten, wo uns der Bus wieder aufsammelte, sahen wir noch einen Wolf davonflitzten! Im Bus ging es weiter zum Suphan 4.058 m, wo wir unser Camp auf 2.500 m erricheten. Um halb drei Uhr morgens ging es los, denn wir haben einen Aufstieg von 1.500 Höhenmeter vor uns. Auf 3.900 m verändert sich das Gelände, wir gehen im Zickzack über Schneefelder und kommen über Blockgelände bis zum Gipfel. Hier legten wir eine großzügige Pause auf den warmen Felsen ein und genießen die weitläufige Aussicht. Runter ging es dann richtig schön fix, da wir die Schneefelder und die Schotterpisten zum „Abfahren“ nutzten.
Am frühen Nachmittag ging es dann schon weiter, unterwegs machten wir eine kleine Pause an einem Wasserfall und tranken einen Chai oder Mokka. Abends erreichten wir Dogubayazit am Fuße des Ararat. Ein erster naher Blick auf den Berg, der uns in voller Schönheit und Größe anstrahlte! Bevor es zum Ararat los geht legten wir noch einen Pausentag zur besseren Akklimatisierung ein. Dieser wurde genutzt, um den Fundort der versteinerten Arche Noah und den Pascha Palast über der Stadt an der alten Seidenstraße zu besuchen.
Nächstes Ziel - Ararat!
Morgens ging es dann endlich los und wir fuhren mit einem geländegängigen Bus zum Ararat auf 2.500m. Dort wurden unsere Taschen auf Pferde verladen und wir machten uns mit dem Rucksack auf dem Rücken los – Ziel, das Basislager auf 3.400 m. Dort waren die Zelte schnell aufgebaut und wir wurden mit tollem Essen und Tee oder Kaffee versorgt.
Am nächsten Tag eine kleine Planänderung, wir hatten bestes Bergwetter, aber es soll sich in den nächsten Tagen ändern, daher geht es heute direkt ins Hochlager auf 4.200m und wir bleiben dort (eigentlich wären wir zur besseren Akklimatisierung wieder ins Basislager abgelaufen). Wir fünf sind gut drauf und freuen uns schon riesig auf den Gipfel. Um zwei Uhr morgens ging es mit den Stirnlampen dann los. Über Geröll und Schotter geht es langsam Bergauf. Als die Sonne kurz vor fünf aufgeht sehen wir den riesigen Schatten des Ararat im Tal, ein sehr beeindruckender Moment. Die Steigeisen hatten wir mittlerweile angezogen und kamen gut voran.
Nach viereinhalb Stunden standen wir glücklich auf dem Gipfel des Ararat
..und genossen diesen Moment, den höchsten Berg der Türkei geschafft zu haben! Der Abstieg erfolgte zügig bis ins Hochlager und nach einer kleinen Pause und dem Abbau der Zelte weiter zurück ins Basislager, wo wir die Nacht verbrachten. Mit Hirtenliedern wurden wir nach einer sehr guten und erholsamen Nacht zum Kaffee begrüßt. Dann ging es gemütlich und beschwingt bei schönstem Wetter zurück zu der Stelle an der wir wieder abgeholt und ins Hotel gebracht wurden.
Da wir durch den einen „gesparten Tag am Ararat“ noch Zeit hatten, ging es am folgenden Tag zum Fishlake, unsere letzte Nacht im Zelt. Dort ist die Landschaft ganz anders, als wir es die vorigen Tage erlebt hatten. Wer Lust hatte konnte die letzte Dreiviertelstunde zum Camp querfeldein laufen, die anderen fuhren im Bus. Ich erkundete mit den Mädels die Umgebung. Hierbei kamen wir an einem kleinen Dorf vorbei, liefen über Schafweiden und klettern auf Felsen. Die anderen ruhten sich aus. Ich hatte zwar die Badehose dabei, aber auf 2.500 m ist das Wasser auch mir ein wenig zu kalt =) Zum Abendessen das Highlight - es gab ganz frischen Fisch.
Der letzte Tag bricht an, es geht zurück nach Van. Dort nutzte ich nochmal die Zeit und ging zu einem Barber, solange die anderen die Märkte anschauten und das letzte Geld ausgaben. Die Besichtigung der Festung von Van gehörte am Abend auch dazu, Norbert konnte uns hier viel berichten und erzählen. Unsere einmalige Reise ist zu Ende, mit vielen Erinnerungen starteten wir am nächsten Morgen unseren Heimflug über Istanbul zurück nach Stuttgart.