#reisen
Veröffentlicht: 30.07.2019
Autor: Hans Honold

Pik Lenin Expedition 2019

Update 28.07.2019

Alle Teilnehmer sind gesund, wenn auch mit etwas Verspätung durch einen Reifenplatzer am Flieger in Frankfurt und einer unfreiwilligen Pause in Istanbul, mittlerweile in Bishkek angekommen. Heute Morgen gings dann ohne Stadtbesichtigung schnurstracks weiter nach Osh an die usbekische Grenze und von hier weiter ins Basislager nach Achik Tash. Die Gruppe unter Führung unseres Bergführers Sebastian Fuchs hat sich dort eingerichtet und unternimmt ab morgen Früh die ersten Akklimatisationstouren auf die umliegenden 4.000-er der Transalai-Kette im nördlichen Teil des Pamir.

Update 30.07.2019

Sebastian hat sich wieder mit einigen Bildern aus dem Basislager gemeldet und berichtet: "Nachdem wir gestern bereits auf rund 4.126 m aufgestiegen sind, stand heute die zweite Akklimatisationstour auf den Petrowsky Peak mit 4.731 m Höhe an. Zuerst ging es über einen langen Wiesengrat entlang, wo wir viele wohlgenährte Murmeltiere und Schmetterlinge gesehen haben. Mit zunehmender Höhe wechselte das Gras in farbenfrohes Gestein bis uns schlussendlich ein schon etwas blanker Eisgrat zum Gipfel führte. Vom Gipfel konnten wir sehr gut die Route am Pik Lenin einsehen. Wir genossen die Aussicht auf das mächtige Trans Alai Gebirge und die traumhaft bunte Szenerie im Norden. Die nächsten Tage stehen ganz im Zeichen einer vernünftigen Akklimatisation. Morgen geht es ins advanced base camp. Von dort können wir, wenn das Wetter es zulassen sollte, den Yuhin Peak mit 5.130 m Höhe besteigen. Wir werden uns dann zwischen Camp 1 und Camp 3 bewegen und werden uns in 5 - 6 Tagen wieder aus dem Base Camp melden. Viele Grüße aus dem Basislager."

Update 01.08.2019

Sebastian hat sich kurz per Thuraya und SMS aus dem ABC auf 4.300 m gemeldet. Wie üblich in der Hochsaison ist ordentlich viel los. In der Aufstiegsroute zum Hochlager sind die Spaltenbrücken anscheinend bereits recht dünn, wie andere Gruppen berichten. Unsere Expeditionsgruppe hat sich gut eingerichtet. "Wir waren heute zum Akklimatisieren auf dem 5.130 m hohen Yuhin Peak und haben am Gipfel rund 2 Stunden die Aussicht auf den Pamir genossen", berichtet er. Der Trekkinggipfel selbst hat keine besonderen technischen Schwierigkeiten und bietet sich im Gegensatz zur Aufstiegsroute am Pik Lenin  aufgrund seiner kürzeren Distanz ideal an, um einen Höhenreiz auf über 5.000 m zu setzen. Inzwischen sind  alle wieder zurück im ABC beim Abendessen.

Update 02.08.2019

Die Expeditionsgruppe ist momentan im Hochlager auf rund 5.400 m und verbringt dort eine Nacht zur besseren Akklimatisation. Je nachdem wie es ihnen in der Höhe geht, werden sie eine oder gleich zwei Nächte dort verbringen. Die Wetterbedingungen schauen momentan sehr gut aus. Nur wenig Wind, mäßige Temperaturen um -10°C am Gipfel tagsüber und viel blauer Himmel - was will man mehr?! Leider hat Alex die Tour abgebrochen. Er fühlte sich nicht fit und wir holen ihn am Sonntagmorgen nachhause. Momentan ist er bereits wieder ins Basisalger abgestiegen und auf dem Weg nach Bishkek.

Update 06.08.2019

Die Expeditionsgruppe ist wieder zurück im ABC. Am 03.08. ist sie bis zum Lager 2 auf 5.400 m aufgestiegen. Sebastian berichtet über die letzten Tage: "Dort haben wir uns an dem herrlich gelegenen Platz mit jeweils einem Einzelzelt pro Gruppenmitglied pickobello eingerichtet. In der Nacht folgte ein Gewitter, das uns ca. 10 cm Neuschnee bescherte. Am darauf folgenden Tag stiegen wir zur besseren Akklimatisation zum Pik Rasdelnaja auf 6.148 m auf. Der Wind lud uns jedoch nicht zum langen Verweilen am Gipfel ein und so stiegen wir wieder ins Lager 2 ab und verbrachten dort eine weitere Nacht. Am nächsten Tag stiegen wir weiter zum Lager 3 auf 6.100 m auf. Dort verbrachten wir wieder jeder im Einzelzelt die Nacht. Die Übernachtung in der Höhe haben alle gut überstanden, allerdings plagt Sandra eine Erkältung seit den letzten Tagen, die immer hartnäckiger wird. Heute sind wir ins luxuriöse Basislager abgestiegen. Wir gönnen uns noch eine heiße Dusche und schlagen uns dann den Bauch am reichhaltigen Buffet voll.  Sandra hat sich leider dazu entschlossen die Expedition aufgrund ihrer Erkältung abzubrechen. Sie fährt nun zurück nach Osh und wird dort an einem Kulturprogramm unseres Partners teilnehmen. Sie war ein wertvolles Teammitglied und alle bedauern ihre Entscheidung sehr, aber Gesundheit und Leben gehen nun mal definitiv vor!"

 

 

Update 07.08.

Sebastian hat sich heute wieder bei uns gemeldet. Die Gruppe legt heute und morgen nochmal einen Ruhetag ein und wird sich am Samstag und Sonntag auf den Gipfelgang vorbereiten. Allen geht es gut und die Spannung steigt...

Update 08.08.2019

"Wir haben uns gut ausgeruht und packen unsere Rucksäcke für den viertägigen Gipfelsturm. Die drei Ruhetage haben gut getan. Ich glaube wir haben sogar einen Superkompensationseffekt erzielt. Wir sind hochmotiviert und könnten Bäume ausreißen, nur gibt es in Kirgistan so gut wie keine. ?Beste Grüße aus dem ABC."

Update 12.08.2019

Wir sind sehr gespannt auf die nächste Nachricht von unserer Expeditionsgruppe - wie es ihnen geht und was sie erleben, und natürlich ob sie den Gipfel erreichen konnten... Endlich meldet sich Sebastian: "Wir sind zurück und möchten Euch gerne über die letzten Tage berichten. Am 09.08.2019 starteten wir um 04:00 in der Früh ein letztes Mal zum C2 auf 5.400 m. Die bisherigen Besteiger des Pik Lenin berichteten wie windstill und warm ihre Besteigung war. Wir sollten ein ganz anderes Erlebnis haben. Für die Besteigung bekamen wir täglich einen detaillierten Wetterbericht von der Alpine Welten Zentrale aufs Satellitentelefon gesendet. Auch außerhalb der Geschäftszeiten. Zwischen 08:00 und 20:00 Uhr hatte ich alle vier Stunden Funkkontakt mit dem ABC. Am 10.08.2019 sind wir ohne Zeitdruck zum C3 auf 6.100 m weiter aufgestiegen. Der letzte Anstieg zum Camp ist doch immer wieder recht anstrengend. Den restlichen Tag verbrachten wir mit Schneeschmelzen. Wir gingen früh schlafen. In der Nacht begann der Wind heftig an unseren Zelten zu rütteln. Aufgrund der Höhen und der Aufregung war mein Adrenalinspiegel so hoch, dass ich ohnehin nicht schlafen konnte. Um 03:30 Uhr ging es endlich los. Attacke!

 

Die ersten Seilschaften starteten früher und kamen uns schon wieder entgegen. Sie kehrten vermutlich aufgrund des stürmischen Windes um. "Wir sind stärker als der Wind, und heißer als die Kälte", so unser Motto! Der Bergrücken war zum Teil aper und abgeblasen. Es peitschten uns Sand und Eiskristalle ins Gesicht. Ein winziges Sandkorn traf Stefan mitten ins Auge. Er fluchte über die Schmerzen. Wegen des Windes konnten wir uns nur schreiend verständigen. Wir suchten hinter einem Felsen Deckung. Ich gab im Augentropfen. Stefan ist hart im Nehmen und es gab noch keinen Grund zum Umdrehen. Von da an zogen wir uns die Skibrillen an und stiegen weiter. Wir kamen zur Schlüsselstelle, die "Sichel", ein kurzes Steilstück. Die Sichel war der Hammer unter dem roten Stern. Für den Berg sind wir alle gleich, der Berg macht keine Unterschiede zwischen arm und reich. Und dennoch spürten wir unsere Einzigartigkeit. Wir sind Individuen, jeder hatte sein ganz persönliches Erlebnis.

 

Um 08:00 Uhr ließ der Wind endlich nach und es wurde angenehmer. Unsere gute Akklimatisation kam uns entgegen und wir konnten die Besteigung genießen. Um 09:30 Uhr erreichten Simon, Stefan und ich den Gipfel des Pik Lenin auf 7.134 m. Es war ein euphorischer Moment. Wahrlich ein Höhenrausch! Nein, Bergsteigen ist keine Droge, wir haben uns dieses Gefühl ehrlich und hart erarbeitet. Nicht nur die letzten Tage, sondern auch die letzten Monate und Jahre haben dazu beigetragen, diesen Gipfel nun erreicht zu haben!

 

Nach der Fotosession sind wir abgestiegen und über einen kurzen, aber mühseligen Gegenanstieg zurück zum C3. Dort ruhten wir uns eine Stunde aus, bevor wir weiter zum C2 abstiegen. Wir verbrachten nochmal eine Nacht im C2, um früh am Morgen den Gletscher zu passieren. Es war beeindruckend wie sich der Gletscher von Tag zu Tag verändert hat. Wir stiegen zum ABC (C1) auf 4.400 m ab, verluden unser Gepäck auf die Pferde und wanderten über den "Traveller Pass" und die "Onion Glade" zurück ins Basislager. Nach dem reichlichen Abendessen wurden wir mit dem Pik Lenin Zertifikat und einer Medaille geehrt. Wir stießen auf unsere vollbrachte Tat an und fielen schließlich stolz und zufrieden in den Schlaf..."


 

Update 13.08.2019

Sebastian hat sich nochmal kurz gemeldet: "Heute Nachmittag fahren wir nach Osh, dort verbringen wir zwei Nächte, bevor es weiter nach Bishkek geht. In der Hauptstadt bleiben wir ebenfalls nochmal zwei Nächte. Es wird höchste Zeit etwas mehr von Land und Leuten zu erfahren... Viele Grüße, bald sind wir wieder daheim!"

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