#reisen
Veröffentlicht: 22.03.2018
Autor: Hans Honold

Expeditionstraining in der Hardangervidda

Training für Polarexpeditionen

 

Oslo Flughafen. So langsam trudeln alle aus den unterschiedlichsten Ecken Deutschlands und Österreichs ein und werden von Hans am Flughafen begrüßt. Mit der NSB fahren wir in die Stadt und beziehen das Hotel. Im Anschluss geht es gleich weiter ins Fram Museum. Das Fram Museum beherbergt norwegische Geschichte pur und macht die Arktis und Antarktis Expeditionen von Amundsen und Nansen in anschaulicher Weise greifbar. Wir schweifen den Relikten der Expeditionen entlang und besichtigen die Fram, das legendäre Schiff mit dem sich Fridjof Nansen im Packeis der Arktis einfrieren und mit treiben lies. Roald Amundsen nutzte das Schiff, das speziell für solche Einsätze konstruiert wurde später für seine Expedition zum Südpol. Tief beeindruckt kehren wir zurück in die Stadt und genießen im "Stortorvets" frischen Dorsch und standesgemäß natürlich ein norwegisches Bier.

 

fram-museum-oslo

 

Mit der Bergen Bahn nach Finse

Durchs verschneite Norwegen

Heute geht es nach Finse. Rund viereinhalb Stunden dauert die Fahrt mit der Bergen Bahn. In Oslo verstauen wir die Pulkas im Zug und nehmen Platz in der 1. Klasse. Der Komfort ist im Vergleich zur Bundesbahn ungewohnt und wir sind positiv überrascht. Frischer Kaffee, WLAN und ein großes Platzangebot macht die Fahrt durch das tief verschneite Norwegen kurzweilig und interessante Gespräche entwickeln sich über die Ziele die jeder Teilnehmer mit dem Expeditionstraining verfolgt. Die letzten Kilometer geht es hinauf auf 1200m in die Hardangervidda. Ein wenig kann man die Weite bereits erahnen. Finse selbst liegt im nördlichen Teil der Hardangervidda umgeben von Nichts. Sämtliche norwegischen Polarexpeditionen trainierten hier für ihre Unternehmungen und nutzten dazu das geschichtsträchtige Hotel Finse1222 in dem wir nun ebenfall Quartier beziehen.

 

 

 

 

Vorbereitung für die Hardangervidda Durchquerung

Erster Umgang mit der Ausrüstung

Orientierung, Tourenplanung, das Bedienen der Kocher wird geübt und noch einmal wiederholt. Gerade die Benzinkocher sind für die nächsten Tage überlebenswichtig. Wie wärme ich den Kocher vor, welche Vorteile hat die Platte auf der die Kocher und die Flasche befestigt sind. Hinter dem Haus üben wir den Aufbau der Zelte, der ja später auch bei widrigen und stürmischen Bedingungen beherrscht werden muss. Später wird die gesamte Expeditionsnahrung und das Material auf die Pulkas verteilt. Stefan erhält als Arzt den obligatorischen Erste Hilfe Rucksack, der notwendige Arzneimittel und spezielles Verbandmaterial für Sportverletzungen und Kälteschäden enthält. So langsam füllen sich die Pulkas. Apropo Pulka! Nicht die üblichen Wannen kommen zum Einsatz. Vor Ort stehen uns die 130iger Pulkas der namhaften Firma Acapulka zur Verfügung. Alex hat für den Kurs extra noch 3 Pulkas zur Verfügung gestellt und ergänzt dadurch den Bestand der Bergschule. Vielen herzlichen Dank dafür, lieber Alex! Die Schlitten sind die Königsklasse unter den Pulkas und lassen sich deutlich leichter ziehen als herkömmliche Allround-Pulkas. Nicht ohne Grund ist Acapulka auch der meistverwendete Schlitten zum Nord- und Südpol.

Das Expeditionsstraining startet ins Gelände

Aufbruch in die Hardangervidda

 

Am Nachmittag brechen wir auf und starten auf die erste Etappe nach Krækkja. 23km misst diese Etappe und die wollen wir durch einen frühen Start etwas entspannen. Zunächst geht es mit den Fjellski hinauf auf rund 1300m. Das sind zwar nicht viele Höhenmeter, aber mit einem 30kg schweren Acapulka und der ungewohnten Belastung ist das für alle Teilnehmer eine neue Erfahrung. Der Himmel ist bedeckt, die Temperatur liegt bei noch ungewohnten -11 Grad Celsius. Abwechselnd wird gespurt oder die bereits vorhandene Spur von Norwegern genutzt. Mit kleineren Abfahrten geht es hinauf in die Bergwelt der Hardangervidda. Nach rund 3 Stunden Gehzeit schlagen wir unser erstes Camp oberhalb eines Sees auf um der nächtlichen Kälte ein wenig zu entgehen. Für die gemeinsamen Mahlzeiten nutzen wir das große Hilleberg Zelt, das extra mitgeführt wird. Fast schon gemütlich fauchen die Kocher von MSR vor sich hin und schmelzen den Schnee für unsere Mahlzeiten. Jetzt gilt es auszutesten, welcher Kochtopf die bessere Leistung bringt. Stahl oder Titan? Frischer Tee wird für den Abend und den kommenden Morgen wird gekocht, während wir in der mittlerweile schon dunklen weißen Landschaft unsere Adventure Food Mahlzeiten testen.

 

Das erste Frühstück im Zelt ist noch etwas ungewohnt, funktioniert aber schon sehr gut. Hans hatte am Vorabend erklärt wie er das macht und welche Vorbereitungen hierfür getroffen werden müssen. Der ganze Ablauf sollte uns in den nächsten Tagen in Fleisch und Blut übergehen. Während die Kocher schon wieder das Wasser für den Tag schmelzen, gibt es Expeditions Müsli, Riegel und Mousse au Schokolade. Irgendwann kommt aber der Zeitpunkt, an dem der warme Schlafsack definitiv verlassen werden muss. Die Kälte zieht sofort in die Knochen, dafür haben wir rund 6/8 Bewölkung und die Sonne scheint ein wenig durch. Die Zelte werden abgebaut und in den Pulkas verstaut. Wenig später sind wir schon auf dem Weg.

101km | -28° Celsius und tägliche Marschzeiten bis 10 Stunden

Lange Tage - Kalte Nächte - Unendliche Weiten

Die erste Etappe nach Krækkja ist bergig. Einige steile Passagen müssen mit den Pulkas überwunden werden und erfordern teilweise sogar das Abschnallen der Fjellski. Fjellski sind übrigens breitere Langlaufski mit Stahlkante und Felleinsatz. In Norwegen sind die Ski weit verbreitet, während in unseren Gefilden so gut wie niemand diese Art Ski für die Fortbewegung nutzt. Am Nachmittag erreichen wir die Hütte und gönnen uns ein Bier bevor es noch einige Kilometer weiter in die Nähe von Fagerheim geht, wo wir wieder unser Camp aufschlagen. Bereits mit etwas Routine werden die Zeltplätze erkundet und die Hillebergzelte aufgeschlagen. Wenn man weiß wie, dann sind die Tunnelzelte ruckzuck aufgestellt. Mit Ski Skistöcken und speziellen Schneeankern werden die Zeltschnüre verspannt. Je nach Wind muss eine zusätzliche Schneemauer zum Schutz des Zeltes errichtet werden. Die Nacht ist klar, entsprechend wird es kalt. Am nächsten Morgen messen wir mit den Uhren von -21°C bis -24°. Der erste Norweger berichtet uns später von -28° Celsius. Das kann man frisch nennen. Die Schlafsäcke und Isomatten haben gut gehalten, so dass jeder relativ warm die Nacht verbracht hat. Relativ spät brechen wir heute erst gegen 10.00 Uhr auf in Richtung Süden. Die Hardangervidda wird nun flacher, wir lassen die Berge hinter uns. Über Seen mit nur geringen Anstiegen ziehen wir unsere Spur und beziehen ein weiteres Camp rund 5 km von Rauhelleren entfernt. Dennoch ist die Tagesleistung nicht gut. Den Vorsprung des ersten Tages haben wir bereits eingebüßt, mit diesem Tempo werden wir die Etappe nicht schaffen. Am Abend beschließt Hans die Marschstrecke für den Folgetag um zu planen und etwas abzukürzen. Das sollte uns rund 18km sparen, was unter den gegebenen Bedingungen mit Spurarbeit rund 6 Stunden Gehzeit bedeutet. Müde geht es in die Schlafsäcke. Die ersten Schuhe kommen bereits an ihre Grenzen und werden über Nacht in den Schlafsäcken aufbewahrt. Die Folgenacht wird nicht ganz so kalt aber -18° C werden es wieder. Optimale Bedingungen also um die Ausrüstung und das eigene Verhalten für eine Polarexpedition ausgiebig zu testen, Fehler und Mängel zu erkennen.

Auf neuen Wegen durch die Polarwelt

Orientieren wo keine Wege sind

Die Abläufe beim morgendlichen Frühstücken haben sich bereits eingespielt. Wenig später brechen wir auf und spuren gen Westen eine frische Route. Anfänglich begleitet uns ein unglaubliches Farbenspiel der Natur. Rund herum das strahlende Weiß und am Himmel die kalten Farben der Polarluft. Rund 10km müssen möglichst flach gespurt werden. Beim Blick nach hinten merkt man dabei schnell welcher Fuß der stärkere ist. Umso stärker beispielsweise der rechte Fuß, desto größer wird der Bogen den man läuft und wieder korrigieren muss. Einzelne Steine bieten sich als Orientierungshilfe und Anhaltspunkt an, denn die Sicht ist aufgrund des Windes und der Schneedrift nicht immer ideal. Rund 4 Stunden später treffen wir wieder auf unsere ursprünglich geplante Route und biegen jetzt nach Norden ab, wo wir durch einen kleinen Bergrücken etwas windgeschützter unterwegs sind. Am Abend erreichen wir nach 10 Stunden Marschzeit und 25km Wegstrecke die Verbindungsstraße und campieren in der Nähe der Dyranut Hytte. Starker Sturm begleitet uns jetzt beim Zeltaufbau. Die Nacht wird entsprechend stürmisch.

Noch 2 Tage bis Finse

Stürmischer Wind zerrt an unseren Kleidern

So stürmisch wie die Nacht war, so stürmisch geht es heute weiter. Eiskalter Ostwind begleitet uns auf der heutigen Etappe zurück in die Berge. Eine Sturmhaube wirkt dabei Wunder und dennoch werden einige am nächsten Morgen mit einer kleinen Erfrierung am Wangenknochen aufwachen. Die Felle müssen zwischenzeitlich immer wieder mit Fellkleber behandelt werden. 18km wollen wir heute machen um möglichst nahe an Finse heran zu kommen. Bei den vielen Anstiegen und einigen knackigen Abfahrten mit den Fjellski ist das leichter gesagt als getan. Der starke Wind sorgt aber für die notwendige Abkühlung bei der Anstrengung. Im Winteraum der Kjeldebuhytte machen wir kurz Rast, bevor es in die nächsten Aufstiege geht. Unterwegs wechseln wir uns wieder gegenseitig in der Spurarbeit ab. Das anfänglich nervige Ruckeln der Pulkas ist mittlerweile auch nicht mehr zu spüren. Man hat sich daran gewöhnt und zieht seine Spur. Am Abend queren wir einen letzten See und freuen uns auf unser letztes Camp. Schon morgen werden wir wieder im Hotel zurück sein. Entsprechend lustig geht es im Camp zu. Früh geht es ins Bett, denn Hans möchte morgen schon früh starten.

Zurück in die Zivilisation

Die letzten Meter

Markus flucht beim ersten Aufstieg aber das ist normal. Die Abkürzung erspart uns ein paar Kilometer Umweg, dafür muss das Pulka über einen steilen Hang hochgezerrt werden. Mit Fjellski geht das nimmer und so stapfen die Teilnehmer den hartgepressten schneebedeckten Hang hinauf, während hinten das Pulka den entgegengesetzten Weg antreten möchte. Eine lange Querung erspart dafür einige weitere Anstiege und führt uns auf den Weg unseres ersten Tages. Man merkt, dass jetzt die Hütten der Hardangervidda öffnen und dass Samstag ist. Immer mehr Norweger kommen uns aus Finse entgegen. Hundeschlittengespanne und ganze Gruppen mit Rucksack sind jetzt unterwegs. Nur die wenigsten schlafen draußen und nutzen für den Transport ein Pulka. Am Nachmittag kommt Finse in Sicht, dennoch hat sich der Weg jetzt lang gezogen. Die letzten Schritte werden länger, schließlich ruft ja das wohlverdiente Bier. Wenig später sitzen wir am warmen Tisch des Hotels mit unseren sonnengegerbten und von Kälte gezeichneten Gesichtern. Die Aussage:"Ich hab mich noch nie so erholt in einem Urlaub" sorgt bei Hans für großes Gelächter aber in der Tat, der Kopf ist komplett frei und darin liegt die Erholung. Den Rest des Tages nutzen wir zur Nachbereitung der Ausrüstung, dem Trocknen der Zelte und Verpacken der Pulkas. Der eine oder andere verzieht sich in die Sauna. Schon morgen verlassen wir die Hardangervidda wieder und reisen nach Hause ins -5° kalte Deutschland. Mit einem Hauch Schmunzeln lesen wir abends noch die Berichte der Medien über arktische Kälte in Deutschland, äähhh arktische Kälte bei -5°? Das ist jetzt doch eher T-Shirt Wetter.

 

Fazit der Teilnehmer

Sensationell war es und jederzeit wieder. Tief sitzen die Eindrücke der letzten Tage und der Stolz über das Geleistete. Pläne werden geschmiedet für Touren in Spitzbergen, Grönland, Kanada und Patagonien. Vorbereitet sind wir jetzt ja!

  • Mit Ski & Pulka durch die Hardangervidda
  • Erstes Expeditionsfeeling
  • Perfekte Vorbereitung für polare Abenteuer
  • Inkl. umfangreicher Leihausrüstung (Pulka, Zelt, Kocher, Fjellski usw.)
  • Inkl. Flug ab/bis München oder Frankfurt
  • Expeditionserfahrener Bergführer

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