#reisen
Veröffentlicht: 03.02.2022
Autor: Philipp Moser

Hendrikje auf den Kilimanjaro

Versprochen ist Versprochen... und wird auch nicht gebrochen!

Ein Reisebericht von Hendrikje Kopf

 

Warum willst Du auf den Kilimanjaro, fragt Seba. Es ist eine Erinnerung - eine Postkarte an der Wand in meinem Kinderzimmer. Es ist das leuchten in den Augen meiner Freunde, die mir von diesem Berg erzählten.

Nach 1,5 Jahren Reiseeinschränkung durch Corona wollte ich die Chance nutzen und einen Traum wahr werden lassen. AlpineWelten bot ein perfektes Programm:

  • 2 Gipfel in 2 Wochen
  • Zahlungsziel: 3 Tage vor Reisebeginn,
  • eine Videokonferenz zur Reisebesprechung 2 Wochen vor Abreise
  • ein deutschsprachiger lokaler Guide

Das hat mich überzeugt!

Nun sitze ich in einem „Biergarten“ in Arusha, mit meinen 4 Mitstreitern und unserem Bergführer Sebastian Tenga, kurz Seba. Er wird uns in den nächsten 2 Wochen sicher auf das Dach von Afrika führen. Morgen lernen wir unsere Crew kennen. Unser Koch Jamapili wird dafür sorgen, dass wir 3 mal täglich warmes Essen mit reichlich frischem Obst und Gemüse genießen können. Zahlreiche Porter tragen singend und scherzend Zelte, Verpflegung, unser Gepäck  und sogar eine Camping-Toilette von Camp zu Camp. Alle tragen mit guter Laune zum Gelingen der Tour bei.

Akklimatisieren am Mount Meru

Auf dem Weg zum Momella Gate im Arusha Nationalpark entdecken wir vom Kleinbus aus erstmals Giraffen und Warzenschweine - einfach so. Das ist unglaublich.

Zu Fuss geht es weiter durch den dichten Regenwald mit hohen Farnen und  Flechten, die wie  Haare im Wind wehen. Ameisen kreuzen unseren Weg und Colobusaffen versuchen sich scheu unseren Blicken zu entziehen.

Bis zum Fig Arch Tree, einem großen Feigenbaum, dessen Wurzeln ein großes Tor bilden, treffen wir  noch auf Safari-Gäste. Danach steigt nur noch unsere kleine Gruppe zur Miriakamba Hütte auf. Einfache saubere Räume mit je 2 Doppelstockbetten, Waschbecken ohne Siphon im Freien, ein Toilettenhaus - so werden unsere Quartiere in den nächsten 3 Tagen aussehen. Unser Waiter Paulo stellt Seife, Schüsseln und warmes Wasser bereit. Sauber und erfrischt kommen wir zur Popcorn-Tea-Time. 2 Stunden später werden wir zum Dinner gerufen. Suppe, Nudeln, Hackfleisch, Käse, Gemüse und frisches Obst füllen unsere Kraftreserven auf - es schmeckt toll und ist viel zu viel.

 

 

Unser Koch
Affen am Mount Meru
Am Mount Meru

 

Aufstieg zur Saddle Hut

Dem Reiseplan folgend erreichen wir am nächsten Tag die Saddle Hut (Sattelhütte) und besteigen zur besseren Akklimatisierung den Little Meru.

Zum Greifen nah steht der große Bruder auf der einen Seite. Auf der anderen Seite taucht in der Ferne der Kilimanjaro- Gipfel über den Wolken auf.

Mount Meru Besteigung

In der folgenden Nacht erklimmen wir in Begleitung unserer 2 Bergführer und 2 Porter den 4562 m hohen Mount Meru. Zunächst aufrecht durch Sträucher, weiter auf allen Vieren über Felsen, die teils seilversichert sind und durch Lavasand, der unter unsern Füßen immer wieder etwas abrutscht. Dieser Anstieg fordert alle Sinne, Aufmerksamkeit und Ausdauer. Zum Glück stehen an den Schlüsselstellen unsere Helfer bereit und geben Hilfestellung. Am Gipfel empfängt uns die aufgehende Sonne und gibt den Blick in den Krater mit dem imposanten Ash Cone frei. Gratulation - jeder hat den Aufstieg bewältigt.

Der Abstieg am 4. Tag führt uns zum Tulusia Wasserfall; eine Dusche unter diesen herabstürzenden Wassermassen ist erfrischend und atemraubend. Ranger Joseph führt uns in respektvollem Abstand um eine Herde grasender Wasserbüffel herum und zurück zum Momella Gate. Die nun folgende Rückfahrt über die weiten Flächen des Arusha Nationalparks gleicht einer Minisafari. Wir beobachten Zebras, Giraffen, Warzenschweine, Büffel,  Affen und Antilopen.

Zum Kilimanjaro

Uns bleibt nur eine Nacht, um all die fantastischen Eindrücke zu verarbeiten. Schon am nächsten Morgen fährt ein Bus 5 erwartungsvolle Wanderer zum Machame Gate des Kilimanjaro Nationalparks. Während wir unsere Lunchpakete plündern, sortieren, verpacken und wiegen unsere 21 fleißigen Helfer das Gepäck für die kommende Woche.

Das Pole Pole vergessend streben wir durch den Regenwald dem ersten Camp - dem Machame Camp entgegen. Zahlreiche Zelte verteilen sich über das Gelände, und es ist erstaunlich, dass unsere Träger einen schönen ruhigen Platz für uns gefunden haben. Der Gipfel des Kilimandscharo ragt in der untergehenden Sonne über uns auf. Kaum zu glauben, dass wir in einer Woche da oben stehen werden! In den nächsten Tagen schauen wir in die Shira Cave, passieren bei eisigem Wind den etwa 90m hohen Lava Tower, erkraxeln in der Morgenfrische die 257 Meter hohe Breakfast Wall und kriechen bei Sprühregen in unsere trockenen Zelte am Barafu Camp.

 

Aufstieg zum Dach Afrikas

Endlich ist es soweit. Saba gibt den Ablauf für den ersehnten Gipfeltag bekannt. 23:00 Wecken - 23:30 Essen - 24:00 Starten. Die Nacht ist kalt und kurz. Eine mit heißem Tee gefüllte Trinkflasche kreist durch meinen Schlafsack, bis ich rundum aufgewärmt bin und etwas erholsamen Schlaf nehme.

Wolkenloser Himmel, der fast volle Mond weist uns den Weg, das sind ideale Bedingungen für den Gipfelsturm. Schritt für Schritt kämpfen wir uns höher und höher. In der Nacht bleibt jedes Gefühl für Zeit und Raum auf der Strecke. Das ist das wirkliche Problem. Aber mit der richtigen Taktik finde ich immer wieder meinen Rhythmus- Zählen bis 10 - bis 100 - bis 500 oder war es schon 600? Egal, dann eben wieder von vorn. Nebenbei beobachte ich die Veränderungen: Im Tal blinken die Lichter von Moshi - eine recht große Stadt; vor uns strahlt der Mond; am östlichen Horizont färbt sich langsam der schwarze Himmel hin zu blau. Der Wind weht eisig und will mir den Atem nehmen - aber ich weiß, bald wärmen mich die ersten Sonnenstrahlen - bis dahin ziehe ich eine Schicht nach der andern übereiander. Unbedingt nutze ich die Trinkpausen - ich habe keinen Durst - aber es muss sein - ebenso die hartgefrorene Schokolade kurz vor dem Stella Point (5756m).

Wir erreichen diesen markanten Punkt am Kraterrand gegen 5:00 Uhr. Der Uhuru Peak ist zum Greifen nah - hinterher werde ich behaupten, es waren nur 15 Minuten. Tatsächlich laufen wir noch eine stimmungsvolle Stunde weiter in der aufgehenden Sonne dem Gipfel entgegen. Die Gletscher erstrahlen zu unserer Linken und rechts gähnt der Krater. Der Kilimanjaro wirft seinen Schatten neben die Silhouette des Mount Meru und der Mond steht darüber - unvergleichbar. Alle Bergsteiger fühlen sich dem Gipfel so nah - eine feierliche glückliche Stimmung breitet sich aus - ich genieße die letzten Meter in vollen Zügen und umarme Thomas, der nicht geglaubt hätte, dass er hier ankommen würde.

Während wir vor dem Schild, das den Uhuru Peak (5895m) vielfältig markiert, zum Gipfelfoto posieren schiebt sich der rote Sonnenball über die Wolken, aber WIR strahlen mehr. Noch schnell ein Foto im T-Shirt für meinen Verein. Oh, fast vergessen - tagelang habe ich einen feinen Gipfeltrunk getragen - nun darf er unsere Kehle wärmen.

Zum Abstieg wählen wir den direkten Weg durch den Lavasand - das geht schneller und schont Kräfte und Gelenke. Im Camp erwartet uns warmes Essen. Der Tag ist noch nicht zu Ende, noch einmal wird alles verpackt und bei Regen auf rutschigem Weg weit ins Mweka Camp  abgestiegen.

Der letzte Tag am Berg  - mit nassen schlammigen Sachen im Gepäck kommen wir zügig zum Mweka Gate. Die Abschiedszeremonie mit traditionellem Essen (mit Fingern gegessen), Dankesreden, Gesang und einer spontanen Tanzeinlage unserer ausgelassenen Crew  bleibt mir ebenso in lebendiger Erinnerung wie die gesamte einzigartige Tour.

Die nächsten 1,5 Tage entspannen wir am Pool, kosten Bananenbier und besuchen Sebas Schule und erfahren viel Interessantes über das Leben nahe der Stadt Moshi, so wie es Seba als Kind erfahren hat.

Mit dem Taxi fahren wir dem Flughafen und dem Sonnenuntergang entgegen - ein passendes Abschiedsszenario.

Ich danke AlpineWelten und Sebastian Tenga für das gehaltene Versprechen:

-100% Gipfelerfolg,

  • immer reichlich frisch zubereitetes gesundes Essen,
  • mitgebrachte nicht gegessene Snacks,
  • keine Gewichtsabnahme dafür
  • Zunahme an wunderbaren Fotos und bleibende Erinnerungen.

 

Ich empfehle Euch immer mit strahlenden Augen weiter.

 

Unsere beiden Favoriten für eine Besteigung des Kilimanjaro

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